Ausstellungseröffnung „Im Spielrausch. Von Königinnen, Pixelmonstern und Drachentötern“

"Basil Crage", Figurine "Spielrausch" aus "Halloh! Die große Revue" von Paul Lincke. "Im Spielrausch. Von Königinnen, Pixelmonstern und Drachentötern" im MAKK (Museum für Angewandte Kunst) Köln.

„Kultur ist ein unendliches Spiel“ und „Spiele sind angewandte Kunst“, sagte die Beigeordnete für Kunst und Kultur der Stadt Köln, Frau Susanne Laugwitz-Aulbach im MAKK (Museum für Angewandte Kunst) Köln bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Im Spielrausch. Von Königinnen, Pixelmonstern und Drachentötern“.  Kurz vor der größten Games-Messe, der gamescom in Köln, lädt das MAKK in seine Ausstellung mit innovativem und einzigartigem Konzept. Vom 19. August 2017 bis zum 4. Februar 2018 lässt sie in sechs Leveln in die Welt des Spielens eintauchen. Vollkommen neu: Via WhatsApp kann jeder Besucher auf seinem Smartphone kostenfrei den Ausstellungsguide nutzen und mit seinen eigenen Kopfhörern anhören.

Schon seit Jahren warte ich darauf, dass Games als Kunstform anerkannt werden. Nun ist es soweit. Zwar sind Museen und Games noch zwei unterschiedliche Welten, wie auch Prof. Dr. Marx aus dem Kuratorenteam einräumt, doch das ist in Ordnung. Engagierte Kulturschaffende und Medienkritiker haben Stück für Stück mit Diskussionen, Texten, Aktionen und Ausstellungsobjekten dazu beigetragen, dass Games nicht nur als arrivierte Medienform, sondern auch als Kunstwerke betrachtet werden.

Spiele im kulturellen Kontext

Greifen heutige Computer-, Mobile- und Konsolen-Games nicht auch auf urtümliche Spiele zurück? Wo sind die Wurzeln, wo die Gemeinsamkeiten im Hinblick auf Elemente wie Theater, Brettspiele, Puppen und Avatare? Die Sonderausstellung „Im Spielrausch“ verortet Spiele im kulturellen Kontext und zeigt an Hand von zahlreichen wie unterschiedlichen Objekten über alle Spielformen hinweg (Screenshots z.B. von Diablo III,  Bühnenbilder z.B. zu „Die Zauberflöte von Mozart, traditionelle Masken, Gamescharaktere, Super Mario Schach und ein Bauhaus-Schach, Minecraft Lego, Computerspiele wie „Everything“, chinesische Schattentheater und mehr), dass heutige Games wunderbar als Teil der faszinierenden, tausende Jahre alten Welt des Spielens zu sehen sind.

Vor tausenden Jahren sagte schon Platon: „Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr.“, so rezitierte Frau Laugwitz-Aulbach. Dies fange schon bei den Kleinsten an: Kinder bräuchten für Spiele „Freiräume, Anregungen und die Gemeinschaft anderer“, so Dr. Ingrid Stoppa-Sehlbach aus dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen bei der Ausstellungseröffnung. Das soziale Miteinander werde beim Spielen erprobt, so wie Konflikte mit der Sprache zu lösen. Bei Erwachsenen erreiche die Gamification – der Einzug der Spiele in die Lebenswelt – den Alltag heute beispielsweise mit Fitbit-Armbändern. Damit optimiere man sich selbst wie Akteure in einer Spielwelt – nur eben beim Sport. „Diese Ausstellung wird helfen zu verstehen, wie sich die virtuelle Welt auf unseren Alltag auswirkt“, so Dr. Stoppa-Sehlbach. Frau Laugwitz-Aulbach wies auf die wachsende wirtschaftliche Bedeutung des Gamesbranche hin.

Das Spiel als konstitutives Kulturgut

Der letzte Redner der Eröffnung, Prof. Dr. Peter W. Marx, einer der Kuratoren und Direktor der Theaterwissenschaftlichen Sammlung des Instituts für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln, erwähnte die Games Studies an eben jenem Institut. Aus dem Institut stammen auch eine Menge der Theater-bezogenen Objekte als Leihgaben. Das Kuratorenteammitglied berichtete von der Übersetzungsleistung, die es galt zwischen der traditionellen Kunst und den Welten der Spiele aufzubringen. Das Spiel betrachte das Kuratorenteam als konstitutives Kulturgut. Prof. Dr. Marx führte am Ende inhaltlich in die sechs Level der Ausstellung „Im Spielrausch“ ein. Das erste Level heißt „Verwandlung und Verkörperung“, das zweite „Bewegung und Raum“, das dritte „Welten und Weltenbau“, das vierte „Macht & Abstraktion“, das fünfte „Regelbruch und Selbstoptimierung“ und das sechste „Rausch und Exzess“.

Prof. Dr. Marx sprach das Game „Everything“ an, welches sich in der Ausstellung befindet. Eine „neue Form der Poesie und Phantasie“ wende das Spiel laut ihm an. Der Spieler könne sich in verschiedene Wesen verwandeln und das ständig wechselnd. Vom Bär zu Pfau. Vom Pfau zum Kaktus. Vom Kaktus zum Stein. In der goldenen Rotunda der Schau befinde sich die sogenannte Skybox, die Himmelsbilder zeige. Der Himmel werde am Anfang des Spiele-Programmieres gebaut, um den Horizont festzusetzen. Das einzig tatasächlich spielbare Game der Ausstellung gehe in eine Farbwelt Piet Mondrians über. Prof. Dr. Marx wies zum Abschluss daraufhin, „Im Spielrausch“ verstehe sich als Werkstatt, bei der auch zahlreiche Studierende des Instituts für Medienkultur und Theater aktiv partizipieren, und als Einladung zum Spielen.

Nach der Eröffnungsfeier mit den genannten Rednern bei überfülltem Zuhörersaal drängten sich die Anwesenden durch die dicht bestückte Sonderausstellung. Tatsächlich war es u.a. interessant, sich heutige Games im Kontext von Wurzeln wie Theater oder Masken zu vergegenwärtigen und Games aus den verschiedenen Blickwinkeln der sechs Level heraus zu betrachten. Über folgenden Link finden Sie ein Trailer-Video zu „Im Spielrausch“ auf Twitter.

Im Spielrausch

„Im Spielrausch“ wurde großzügig u.a. vom Ministerium für Kunst und Wissenschaft NRW gefördert und unterstützt. Passend zur Ausstellung bietet die Projektgruppe „Spieleabende“ der Universität zu Köln eine Reihe von Veranstaltungen an:

  • So 10.09.17, 14.30 Uhr      Spiele der Welt: Asien
  • Do 23.11.17, 18.00 Uhr      Spiele der Welt: Afrika
  • So 17.12.17, 14.30 Uhr      Spiele der Welt: Nordeuropa

An diesem Wochenende lädt das MAKK zudem bei freiem Eintritt in die Design-Abteilung „Kunst + Design im Dialog“ ein, die ab Montag, dem 21. August 2017, wegen Fenstersanierungsarbeiten für ein paar Monate schließt.