Wenn Philosophen Kunst machen: Der Surrealist Magritte kleidete sich stehts mit Anzug und Hut und dachte doch eher augenzwinkernd über die Bourgeoisie – und hatte ein ironisches Selbstbild. In seiner Kunst finden sich zu Hauf ironische Twists, magische Bilderrätsel und jede Menge Wahrheit zum Nachdenken. Noch bis 5. Juni 2017 widmet die Schirn René Magritte eine konzentrierte Einzelausstellung, die sein Verhältnis zur Philosophie seiner Zeit abbildet. Es ist die erste Ausstellung über den großen belgischen Surrealisten in Deutschland seit 20 Jahren. Magritte sah sich nicht als Künstler, sondern vielmehr als denkender Mensch, der uns seine Gedanken durch die Malerei vermittelt.
Lohnt sich die Ausstellung?
Die Tickets für die Ausstellung sind Magritte typisch: Dies ist kein Ticket steht darauf. Das Bild mit der Pfeife, unter welcher steht „Ceci n’est pas une pipe“, also zu deutsch: „Dies ist keine Pfeife“, ist wohl sein bekanntestes Werk. Das bild gibt es auch mit englischem Text darunter. Drinnen: Die Frankfurter Schirn hängte Magrittes Bilder alle unspektakulär auf grauen Hintergründen – wahrscheinlich dachte man sich, die Gemälde selbst sind schon spektakulär genug, da müsse man nicht noch viel ChiChi drumherum machen. Magrittes Kunst wird übrigens auch immer besser, je mehr man diese betrachtet, darüber nachdenkt und enträtselt, was der Surrealist uns mit diesem magischen Rätsel sagen wollte. Das eine oder andere Mal bringt es etwas, sich den Titel des Werks zu vergegenwätigen. Informative Texte sind mal hier mal da platziert.
Was noch mehr bringt, ist eine gebuchte Führung – die Dame in meiner besuchten Führung brachte Magrittes Kunst und Denken jedenfalls auf den Punkt. So denke ich als Magritte Fan und eine ältere Dame, welche noch nie Magritte (* 21. November 1898 in Lessines in der wallonischen Provinz Hennegau, Belgien; † 15. August 1967 in Brüssel) gesehen hatte, hatte die Magritte Schau Dank der Führung auch gut und begeistert verstanden. Was noch toll bei der Ausstellung war, waren die Videos, die Magritte erstellt hatte – seine Neugier führte damals dazu, dass er sich eine der ersten Videokameras aneignete. Auch kleine Infobilder des Museums beim Ausgang konnten dem Besucher Magrittes Denken und Logik näher bringen.
Welches Ziel hatte Magritte?
Ein Leben lang beschäftigte es Magritte, der Malerei eine der Sprache gleichrangige Bedeutung zu verleihen. Er freundete sich mit André Breton, Paul Éluard, Joan Miró, Hans Arp und später auch mit Salvador Dalí an. Durch seine Neugier und die Nähe zu großen zeitgenössischen Philosophen, wie z.B. zu Michel Foucault, gelangte er zu einem bemerkenswerten Schaffen und zu einer Verfremdung der Welt, die auf einzigartige Weise akkurate, meisterhafte Malerei mit konzeptuellem Denken verbindet. Die quasi wissenschaftliche Methode, der er in seiner Arbeit folgte, belegt sein Misstrauen im Hinblick auf einfache Antworten und einen simplen Realismus.
Die Ausstellung vereint ca. 70 Werke, darunter viele Meisterwerke aus bedeutenden internationalen Museen, öffentlichen und privaten Sammlungen, u. a. dem Musée Magritte in Brüssel, dem Kunstmuseum Bern, dem Dallas Museum of Art, der Menil Collection in Houston, der Tate in London, dem Metropolitan Museum of Art und dem Museum of Modern Art in New York, der National Gallery of Victoria in Melbourne und der National Gallery of Art in Washington D.C. Einen Mehrwert bringt das tolle Digitorial der Schirn – eine digitale, schön aufbereitete Infomappe zur Ausstellung „Magritte: Der Verrat der Bilder“.